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Cityseelsorger und Medienprofi

11.02.11, 19:04
Josef Schlösser

Bruder Paulus Terwitte leitet den Katholischen Pressebund

Für ihn müsste der Tag eigentlich 48 Stunden haben. Denn an vielen Fronten fühlt sich Kapuzinerbruder Paulus Terwitte (51) gefordert. Seit einigen Wochen leitet der studierte Theologe und Soziotherapeut die Brüdergemeinschaft der Kapuziner in Frankfurt am Main. Der Franziskustreff an der Liebfrauenkirche nahe der Hauptwache ist Anlaufstelle für unterschiedlichste Menschen – City-Pastoral pur. Bruder Paulus ist Geistlicher Beirat der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP), gründete zudem kürzlich die Produktionsgesellschaft „DOK TV & Media GmbH“, die die Öffentlichkeitspräsenz der Ordensgemeinschaften in Deutschland stärken soll. Anfang Dezember wurde der hünenhafte Westfale auch noch zum neuen Vorsitzenden des in Bonn ansässigen Katholischen Pressebundes gewählt.

Ob in TV-Talkshows, als Moderator bei kirchlichen Großereignissen oder in der neu eingerichteten interaktiven Sendung des Kölner domradios „Bruder Paulus – Komplet und Gespräch zur Nacht“ (immer montags ab 22.00 Uhr) – dieser Priester und Ordensmann redet schnörkellos, allgemeinverständlich, nie verletzend. „Ich will die Freude an Jesus vermitteln, Glaubenshilfe und Orientierung geben“, formuliert er schlicht. Von daher nutzt er alle Möglichkeiten der immer breiteren Medienpalette. „Die großen öffentlichen Sender suchen nach Gesichtern und Stimmen der Kirche“, sagt Terwitte. „Für sie ist jede Person interessant, die authentisch katholisch ist, die die Schwachen vertritt und so auf der Höhe der Zeit ist, dass er oder sie den Kräften in Politik und Wirtschaft Paroli bietet. Manches davon scheint auf mich zuzutreffen, so dass die Redakteure auf mich – und leider auf zu wenig andere – gerne zugreifen.“

Als vor einigen Jahren das TV-Spektakel „Big Brother“ noch für Schlagzeilen sorgte, war sich Bruder Paulus nicht zu schade, den Container-Bewohnern an Weihnachten 2004 vor den laufenden Kameras einen Besuch abzustatten. „Danach gab es viel Zustimmung, aber auch kritische Stimmen im Stil ‚Das kann man als Mann der Kirche doch nicht machen'“, erinnert sich Bruder Paulus. „Ich habe den Container-Bewohnern und damit der riesigen Fan-Gemeinde dieser Show gleich zu Beginn die Weihnachtsbotschaft vorgelesen. Und die haben gut zugehört. Ein größeres Publikum, darunter auch sicher viele Kirchenferne, hätte ich mit der Botschaft der Geburt Jesu ja kaum erreichen können.“

Terwitte twittert

Nicht nur die große Bühne ist sein Ding. Der Kapuziner nutzt auch die neuen Kommunikationswege über die sozialen Netzwerke im Internet für seine Seelsorge. Terwitte twittert. So erreicht er viele junge Leute, und er ist davon überzeugt, „dass gerade junge Menschen eine Kirche erfahren wollen, die keine Angst um die eigene Zukunft hat und sich mit einer Gottesleidenschaft um die Jugend kümmert“. Gerade diesen Akzent will er nun mit seinen neuen Vorstandskollegen und Vereinsratsmitgliedern innerhalb des Katholischen Pressebundes umsetzen. Diese Organisation engagiert sich seit 1965 für eine christliche Medienerziehung sowie für die Förderung der katholischen Publizistik besonders in Osteuropa. Nach dem Willen von Terwitte sollen die vielen medieninteressierten Katholiken, die bislang in keinem Fachverband aufgenommen würden, dort „ihre Heimat finden können“. Die modernisierte Internetseite des Vereins unter www.pressebund.de wirbt bereits zum Mitmachen.

Da der Tag nur 24 Stunden hat, ist bei dem Ordensmann eine durchdachte Selbstorganisation oberstes Gebot. Denn bei seinen vielfältigen Aufgaben in der City-Pastoral in Frankfurt gibt es für ihn kein Zurückstecken. So leitet Bruder Paulus das Obdachlosenfrühstück, das die Kapuziner mit rund 30 ehrenamtlichen und drei hauptamtlichen Kräften an allen Werktagen wie an den Feiertagen organisieren. Gerade in der kalten Jahreszeit hat dieses Angebot Hochkonjunktur. Und es wird angenommen: Bis zu 160 Nichtsesshafte kommen täglich in den Franziskanertreff und lassen sich das Frühstück schmecken.